Geschichte
Bayerisches Assisi oder Deutsches Loreto wird Sammarei gern genannt. Mit ihrem monumentalen Schnitzaltar einzigartig in der kirchlichen Ausstattungskunst Süddeutschlands” (Dehio). Über einer vollständig erhaltenen Holzkapelle aus dem Mittelalter erbaut, der ältesten Holzkirche in Deutschland, der ältesten Blockbaukirche Mitteleuropas überhaupt” (Prof. Ahrens). Nach Altötting größter Wallfahrtsort der Diözese Passau.
Radio Horeb - Spiritualität
Sendung über Sammarei am 07.05.2019
mit P. Adam Litwin MS, Wallfahrtsrektor und Herbert Webersberger, Pilgerbetreuer
Entstehung der Wallfahrt
Im Jahre 1619 wurde ein neben der Kapelle stehender Bauernhof ein Raub der Flammen. Dabei fielen brennende Äste der umstehenden Bäume auf das Dach der Kapelle, ohne sie in Brand zu stecken. Ein dicht neben der Kapelle stehender Apfelquittenbaum war beim Brand des Hofes ganz versengt worden. Aber zur allgemeinen Verwunderung fing der Ast, der der Kapelle am nächsten hing, wieder zu blühen an und trug besonders schöne Früchte. Die Kurfürstin Elisabeth, die Gemahlin Maximilians, der man die Früchte zum Geschenk machte, fand, sie habe noch nie so wohlschmeckende Quitten gegessen. Gerne sei sie daraufhin bei ihrem Gemahl Fürsprecherin zum Bau der Wallfahrtskirche gewesen.
Die Muttergottes von Sammarei
Der zunächst fremd klingende Name Sammarei lässt kaum vermuten, dass es sich hier um eine bayerische Wallfahrtsstätte handelt. Das Wort Sammarei ist nichts anderes als eine volkstümliche Abwandlung von Sancta Maria (= Heilige Maria) = Sankt Marei = Sammarei. Seit dem hohen Mittelalter stand hier schon ein bescheidenes Muttergottesheiligtum. Über der urkundlich bereits vor 1521 erbauten Holzkapelle erhebt sich nun, ähnlich wie in der Portiunkulakirche in Assisi, die große 1631 vollendete Wallfahrtskirche.
Die Wallfahrtskirche
Was den lichten, frühbarocken Raum zu einer herrlichen Kirche macht, ist das monumentale Altarwerk, das in seiner weit ausladenden Anlage einer Ikonostase gleicht und Hochaltar und Seitenaltäre zu einer mächtigen Gesamtkomposition zusammenschließt. Vom Schöpfer dieses Altarwerkes, Jakob Bendl, stammt auch der Altar der Gnadenkapelle, die Kanzel und der Orgelprospekt, „zweifellos der schönste des 17. Jahrhunderts im Niederbayerischen“ (Georg Brenninger, Orgeln in Altbayern).
Die beiden Reiterfiguren St. Georg und St. Martin, gelten als Meisterstück frühbarocker Kunst. Um das Mittelstück reihen sich die fünf Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes in vollplastischen Figuren. Eine besondere Kostbarkeit darunter ist die „Sammareier Krippe“, die älteste und wertvollste im süddeutschen Raum.
Die Gnadenkapelle
Die hölzerne Feldkapelle mit Schindeldach und Dachreiter in der Mitte des Chores ist das Herzstück der Wallfahrtskirche. Sie ist im wesentlichen bis heute unverändert erhalten geblieben. Das Innere kann man nur in gebückter Haltung betreten. Spärliches Licht durch die Dachluken taucht den Raum in ein sanftes Dämmerlicht und schafft eine heimelige Atmosphäre. An die 1300 Votivbilder aus vier Jahrhunderten schmücken das Innere und Äußere der Kapelle und zeugen von Not und Leid, aber auch vom Vertrauen der Menschen zur Muttergottes von Sammarei.
Das Gnadenbild
Seit 1631 wird das Altarbild in der Holzkapelle als Gnadenbild verehrt. Im Bildaufbau zeigt es große Verwandtschaft mit dem Mariahilfbild des Lukas Cranach. Das Sammareier Gnadenbild stellt Maria als sitzende Halbfigur dar. Das in einen zarten Schleier gehüllte Kind steht auf dem Schoß der Mutter und schmiegt sich an ihre rechte Seite. Es gibt wenig Marienbilder von solcher Innigkeit. Am 2. Oktober 2011 hat Bischof Wilhelm Schraml das Gnadenbild gekrönt.
Bei der Weihe der Wallfahrtskirche im Jahre 1631 wurde der Altar in der Gnadenkapelle der Schmerzhaften Gottesmutter geweiht, und der Bildhauer Jakob Bendl schuf für die Kapelle eine Pieta. Somit darf angenommen werden, dass in der Holzkapelle zu Sammarei ursprünglich eine Schmerzhafte Muttergottes verehert wurde.
Der „gschlamperte Engel“ von Sammarei
Über dem heiligen Martin schwebt der „gschlamperte Engel“ von Sammarei. An ließ der Bildhauer seiner künstlerischen Laune freien Lauf. In der linken Hand hält er eine Flasche. Mit dem Zeigefinger der rechen Hand macht er eine eindeutige Bewegung in Richtung seiner Stirn. Am rechten Fuß trägt er einen Strumpf und am linken einen Schuh. Dazu hat ihm der Künstler auch noch Maikäferflügel verpasst. In der Gegend tadelt man die schlampig angezogenen Kinder mit dem Satz: „Du kimmst ja daher wie der Engel in Sammarei!“
Das Geläute der Wallfahrtskirche
Sie hat eine außergewöhnliche Zusammenstellung. Es besteht aus vier Läuteglocken, einer kleinen Totenglocke und einem zwölftönigen Glockenspiel. Dieses diatonische Glockenspiel aus Eijsbouts, Aasten/Holland stammt aus dem Jahre 1987 und ist das einzige derartige Spiel in ganz Niederbayern. Jede halbe Stunde erklingt vom Turm ein dem Kirchenjahr angepasstes Marienlied.
Sammarei heute
Die Wallfahrt ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Sammarei gehört heute zu den bedeutendsten Wallfahrtsstätten Süddeutschlands. Sie ist in ihrer Art einmalig und von besonderer Originalität und künstlerischer Qualität, mit vielen sehenswerten Einzelheiten. Vor allem Familien- und Pfarrwallfahrten wählen Sammarei als lohnendes Ziel. Besonders festlich wird das Patrozinium am 15. August mit Lichterprozession am Vorabend und der 1. Mai (Patrona Bavariae, Schutzherrin von Bayern) begangen. Die Gnadenkapelle lädt alle Gläubigen zum besinnlichen Gebet ein. Täglich wird um 15.30 Uhr der Rosenkranz gebetet und um 16.00 Uhr Wallfahrtsgottesdienst gefeiert. Auch Beichtgelegenheit ist täglich gegeben. Am 13. jedes Monats wird ein Fatimatag gehalten mit dem Programm: 15.00 Uhr Aussetzung des Allerheiligsten in der Monstranz, Rosenkranz, Beichtgelegenheit, um 16.00 Uhr feiern wir die heilige Messe mit der Marienweihe. Für Gruppen besteht die Möglichkeit zu Besinnung und Einkehr im Wallfahrtszentrum.
Zum 375. Wallfahrtsjubiläum wurde dem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI. eine Kopie des Gnadenbildes von Sammarei überreicht mit der Bitte um seinen Segen. Zu diesem Anlass wurde auch der Brunnen der Dankbarkeit errichtet mit dem Wortlaut: Wie der Baum durch Gottes Kraft wieder zu neuem Leben erweckt wurde, so kann jeder Mensch in noch so schwierigen Lebenslagen mit Jesu Gnade und Mariens Fürsprache zu einem neuen Leben finden!
Im Jahr 2019 haben wir festlich und dankbar 400 Jahre Wallfahrt Sammarei gefeiert (siehe das Programm). 400 Jahre Staunen in Sammarei über die Gnade Gottes.