15.30 Uhr Rosenkranz
16.00 Uhr Requiem
PAPST emeritus BENEDIKT XVI.
Joseph Ratzinger
Geboren in Marktl am Inn am 16. April 1927
zum Priester geweiht in Freising am 29. Juni 1951
zum Erzbischof von München und Freising ernannt am 25. März 1977
zum Kardinal erhoben am 27. Juni 1977
zum Papst gewählt am 19. April 2005
Amtsübernahme am 24. April 2005
Amtsverzicht als Papst am 28. Februar 2013
verstorben am 31.12.2022.
Requiescat in pace!
Nachruf von Bischof Dr. Stefan Oster SDB
Unser verehrter Papa emerito ist heimgegangen. Was für eine traurige Nachricht. Wir verlieren mit Papst Benedikt einen Vater, einen geistlichen und geistigen Vater; einen, der prägend gewirkt hat für viele. Wir verlieren einen, der uns das Denken und das Glauben gelehrt hat, der uns das Sehen gelehrt hat – mit den Augen des Glaubens. Wir verlieren einen, der uns geholfen hat, viele Zeichen der Zeit recht zu deuten. Wir verlieren einen großen Sohn unserer Heimat und unseres Bistums, einen Freund der bayerischen Lebensart und Kultur, einen Denker mit dem Herzen. Wir verlieren einen der größten und wichtigsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts, einen Zeitzeugen der Geschichte der Kirche der letzten Jahrzehnte, vor allem einen der letzten Zeitzeugen des II. Vatikanischen Konzils, das er entscheidend mitgeprägt hat. Wir verlieren einen Mann, der von so vielen respektiert wurde für seine Tiefe und Weisheit, für seine Klarheit und Lauterkeit – und einen, der von nicht wenigen auch angefeindet wurde – vielleicht gerade deshalb.
Wir verlieren den ersten deutschen Papst seit einem halben Jahrtausend; einen, der eine Sprache sprechen konnte, die wie die Musik war, die er so liebte. Aber auch einen, der doch leise und schüchtern war, nicht aufdringlich in der Begegnung; einen, der wunderbar zuhören konnte – und dann Antworten geben konnte, die so unmittelbar das Gegenwärtige trafen und doch so sehr angefüllt waren mit Weisheit aus dem großen Schatz der Überlieferung.
Wir verlieren einen Mann, der einer der gelehrtesten Menschen seiner Zeit war, einer mit intellektueller Brillanz und Deutungskraft, die aber bei ihm wundersam geeint waren mit dem so demütig und vertrauensvoll gewordenen Glauben eines Kindes.
Wir verlieren einen Mann, der am liebsten in Altötting war, bei der Mutter der Gnaden, der so gerne vereint war mit der Gläubigkeit der einfachen Pilger im Herzen Bayerns – im Beten und Flehen um das Heil für alle. Wir verlieren einen Mann, für den Jesus Christus das Herz der Welt war – und der ihm buchstäblich alles bedeutete. Seine Jesus-Bücher, aber natürlich nicht nur sie, sind uns bleibendes Andenken und leuchtende Erinnerung an diese Mitte von allem.
Wir verlieren einen großen Diener der Kirche, einen, der uns als Papst immer wieder Überraschungen beschert hat, mit seinen Enzykliken (die erste über die Liebe:„Gott ist die Liebe“), mit seiner Gabe der brillanten freien Rede in so vielen Situationen, mit seinem Umgang mit eigenen Fehlern oder Fehleinschätzungen und den Wunden der Kirche, mit seiner Fähigkeit zum echten Dialog, mit seiner Forderung nach weniger Abhängigkeit von der Welt, damit wir als Kirche freier und liebender und wirklich dienend in sie hinein gehen können; mit seinem Rücktritt, der uns gezeigt hat, wie wenig er an der Macht hängt und wie sehr ihm am guten Fortkommen der Kirche gelegen ist.
Wir verlieren einen Mann, der in den letzten Jahren seines Lebens noch sehen musste und auch eingestanden hat, als Erzbischof von München und Freising Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche zu wenig im Blick gehabt zu haben. Wir verlieren aber auch einen Mann, der als Präfekt der Glaubenskongregation entscheidend dazu beigetragen hat, dass das Problem des Missbrauchs in der Kirche in seiner ganzen Dramatik erkannt wurde und der deshalb wesentliche Veränderungen angestoßen hat.
Papst Benedikt ist heimgegangen. Was für eine tröstliche Nachricht. Aus mehreren Begegnungen mit ihm weiß ich, dass er sich nach dem Heimgang gesehnt hat. Nach der Begegnung mit seinem Herrn, für den er gelebt und den er geliebt hat. Papst Benedikt ist heimgegangen. Wie tröstlich, denn wir gewinnen einen Beter im Himmel, einen Fürsprecher für unsere Heimat, das Bistum Passau und die ganze Kirche. Papst Benedikt ist heimgegangen! Wir danken ihm von Herzen für alles, was er uns geschenkt hat. Wir danken dem Herrn, dass Er uns ihn geschenkt hat – und wir bitten den Herrn, dass er an Papst Benedikt alle seine Verheißungen erfüllen möge.