
„Ich wünsche, - sprach Jesus zu Schwester Faustina - dass der erste Sonntag nach Ostern zum Fest der Barmherzigkeit Gottes wird“ (Tagebuch 299). An diesem Tag ist das Innere meiner Barmherzigkeit geöffnet. An diesem Tag stehen alle Schleusen Gottes offen, durch die Gnaden fließen. Keine Seele soll Angst haben, sich mir zu nähern, auch wenn ihre Sünden rot wie Scharlach wären (699).
Das Bild des Barmherzigen Jesus
“Ich überreiche den Menschen ein Gefäß, mit dem sie zur Quelle der Barmherzigkeit um Gnaden kommen sollen. Das Gefäß ist dieses Bild mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich (327). Durch das Bild werde ich den Seelen viele Gnaden erteilen” (570).
Das Fest der Barmherzigkeit Gottes in Sammarei
10. April — Samstag
15.00 — 15.45 Uhr Beichtgelegenheit
15.00 Uhr Barmherzigkeits-Rosenkranz
15.30 Uhr Rosenkranz
16.00 Uhr Heilige Messe
20.00 — 21.00 Uhr Beichtgelegenheit
11. April — Sonntag
06.00 Uhr Beichtgelegenheit
07.00 Uhr Morgengebet
08.30 Uhr Heilige Messe
15.00 Uhr Barmherzigkeits-Rosenkranz
15.30 Uhr Rosenkranz
16.00 Uhr Heilige Messe
Die Predigt von P. Adam LItwin MS
Die Göttliche Barmherzigkeit
Die hl. Schwester Faustyna ist ein Geschenk Gottes für den Menschen der heutigen Zeit. Ihre Sendung ist, an die Wahrheit über Gott, der voll Erbarmen ist, zu erinnern (vgl. Eph 2,4). Barmherzigkeit ist Gottes größte Eigenschaft (vgl. Tagebuch Nr. 301).
Im Alten Testament wurde sie mit drei Worten beschrieben: rahamin, hesed und hanan. Rahamin stammt von rehem, das „Mutterschoß” bedeutet. Barmherzigkeit gibt also Leben, gebiert den Menschen neu. Rahamin bedeutet auch „das Innere” Gottes. Im Tagebuch lesen wir: Das Fest der Barmherzigkeit ging aus Meinem Inneren hervor (Tagebuch Nr. 699). Barmherzigkeit beschreibt die innigste Liebe, die eine Mutter für ihren Säugling empfindet. Rahamin richtet sich nicht nach den Verdiensten des Menschen, sie ist ganz geschenkt. Am vollkommensten offenbart sie sich in der Vergebung der Sünden und in der Rettung vor Gefahren. Gottes Barmherzigkeit erreicht jeden (vgl. Ps 145 (144), 9). Niemand sollte der Versuchung erliegen zu glauben, er hätte kein Recht auf Barmherzigkeit. Sie ist so groß, dass sie in der ganzen Ewigkeit durch keinen Verstand, weder von Menschen noch von Engeln, ergründet werden kann (Nr. 699).
In La Salette bekehrte sich ein Mensch, der an die bedingungslose Liebe Gottes zu glauben begann. Als man ihn nach dem Grund für diese radikale Verhaltensänderung fragte, antwortete er, dass Maria ihn beim Namen nannte, obwohl er es überhaupt nicht verdient hätte. Er erlebte Barmherzigkeit – Liebe ohne Gegenleistung. Es war Maximins Vater, der Vater des Jungen, der 1846 Zeuge der Erscheinung Marias in den französischen Alpen war.
Eine Wesensart der Barmherzigkeit drückt auch das Wort hesed aus. Von dessen Stamm wird das Wort Chassidim abgeleitet – „die Liebenden, die Frommen”. In der Umgangssprache bedeutet hesed „eheliche Vereinigung”. In der Bibel hingegen drückt es die tiefe Liebe Gottes aus, der mit dem Menschen eins wird. Diese Intimität mit Gott erlebte Schwester Faustyna sehr innig. Im Tagebuch lesen wir ihr Bekenntnis: Ich spüre, wie Dein Herz in meiner Brust schlägt (Nr. 1286). Auch wir haben Anteil an dem Geschenk der Vereinigung mit Gott. Jesus wird eins mit uns, wenn wir seinen Leib empfangen (vgl. J 6,56).
Das nächste Wort, das die Barmherzigkeit beschreibt, ist hanan – „sich erbarmen”. In der Umgangssprache bedeutet es „das Sichherabneigen des Herrn zum Diener”. Es war ein Zeichen der Gnade für den Diener. In der Bibel wird dieser Ausdruck verwendet für das Herabneigen Gottes zum Menschen. Durch Erniedrigung wird der Mensch mit Gnade erfüllt. Schwester Faustyna schreibt: Groß und unbegreiflich ist Seine Herrlichkeit; dass Er Sich aber so gütig zu uns herabneigt, ist der Abgrund Seiner Barmherzigkeit… (Nr. 1131).
Unsere Sünden gruben eine Schlucht zwischen uns und Gott (vgl. Jes 59,2). Dieser für uns unüberwindbare Abgrund wurde durch Gottes Barmherzigkeit überbrückt. Hanan beinhaltet auch „Gnade“, das hebräische hen. Gnade ist „Anmut, Schönheit“. Während der Eucharistiefeier beten wir: „Herr, erbarme Dich unser“. Wir bitten, dass der Herr sich zu uns beugt und uns mit Gnade, mit innerer Schönheit erfüllt.
Auch die Rabbiner betonten die Bedeutung der Barmherzigkeit Gottes. Sie meinten, die Welt werde mit Gnade gerichtet und Gott sei so barmherzig, dass er den Menschen auch dann entschuldigen würde, wenn 999 Engel seine Schuld bezeugen würden und nur einer ihn in Schutz nähme. Gott lässt sich an Barmherzigkeit nicht übertreffen. Deswegen ermutigt Schwester Faustyna auch uns dazu, immer milde zu urteilen (vgl. Nr. 720).
Die Rabbiner betonten aber auch, dass Gott Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zugleich ist. Sie veranschaulichten diese Wahrheit mit der Geschichte von einem König, der leere Gefäße hatte und sagte: „Wenn ich siedendes Wasser in sie gieße, bersten sie, wenn ich sie mit eiskaltem Wasser fülle, schrumpfen sie.“ So vermischte er heißes Wasser mit kaltem. Die Rabbiner zogen daraus den Schluss, dass sich Sünden unaufhörlich mehren würden, wenn Gott die Welt nur im Hinblick auf seine Barmherzigkeit erschaffen hätte. Wenn er sie aber nur mit dem Gedanken an Gerechtigkeit erschaffen hätte, könnte sie nicht bestehen. Deshalb habe Gott beschlossen, sie aus Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ins Dasein zu rufen.
Gottes Barmherzigkeit ist außerordentlich anziehend. Sie wirkt wie ein Magnet, sie sucht ständig den Menschen. Jesus belehrte Schwester Faustyna: In jeder Seele vollbringe ich das Werk der Barmherzigkeit. Je größer der Sünder, desto größer sein Anrecht auf Meine Barmherzigkeit (Nr. 723).
Die menschliche Erfahrung bestätigt diese Wahrheit. Eine behinderte Frau, die viele Jahre nicht zur Beichte gegangen war, fürchtete sich davor. Gott kam ihr entgegen. Als der Priester diese Frau aus seinem Beichtstuhl sah, ging er auf sie zu und nahm ihr, ohne dass sie sich anstellen musste, die Beichte ab.
Jeder Mensch braucht Barmherzigkeit. Und Gott will die Seelen der Menschen damit erfüllen (vgl. Nr. 1074).
Wir geraten oft in Versuchung, nicht zu vergeben. Wir verschieben Vergebung auf später. Doch „später“ ist mit dem Wort „nie“ verwandt. Manchmal stellen wir in unserem Herzen Vorurteile fest. Wir haben eine vorgefasste Meinung über eine Person, die wir gar nicht richtig kennen. Wir suchen unseren Ruhm, wollen im Zentrum der Aufmerksamkeit anderer Menschen stehen. Wir bleiben nicht gerne im Schatten. Wenn wir Barmherzigkeit üben, ist sie das wirksamste Mittel gegen unsere geistigen Krankheiten.
Die Barmherzigkeit wird, wie Johannes Paul II sagt, mit zwei Schlüsseln geöffnet: Dem, der barmherzig ist und dem, der der Barmherzigkeit bedarf. Der erste Schlüssel ist für uns immer zugänglich: Sage den Sündern, dass Ich stets auf sie warte, dass Ich am Pulsschlag ihres Herzens höre, wann es für Mich zu schlagen beginnt (Nr. 1728). Der zweite Schlüssel ist der Wille, uns ganz der Gnade zu öffnen und die Einsicht, dass wir Sünder sind. Durch die hl. Schwester Faustyna sagt uns Christus, dass wir keine Angst zu haben brauchen, unsere Sünden zu bekennen: […] ermuntere die Seelen zu großem Vertrauen auf Meine unerschöpfliche Barmherzigkeit. Eine schwache, sündige Seele soll nicht fürchten, sich Mir zu nahen, auch wenn sie mehr Sünden hätte als Sand ist auf Erden. Alles versinkt im Abgrund Meiner Barmherzigkeit. (Nr. 1059)
Unsere Schwäche zieht Gottes Barmherzigkeit an. Gott weiß zu würdigen, wenn wir uns bemühen, in innerer Wahrheit zu leben. Die Flammen des Mitleids Gottes hören nicht auf, in ihm zu brennen (vgl. Nr. 1190). Lassen wir uns von ihrer Glut umfangen.
Barmherzigkeit Gottes, Du größte Eigenschaft Gottes – ich vertraue auf Dich. (Nr. 949)
Aus dem Tagebuch der hl. Schwester Faustyna:
Niemand vermag sich vor Dir zu rechtfertigen, wenn Deine unergründliche Barmherzigkeit ihn nicht begleitet. (Nr. 1122)
In jeder Seele sollte sich Meine Barmherzigkeit widerspiegeln. (Nr.1148)
O Allmacht der Barmherzigkeit Gottes, Du Rettung der Menschen in Sünde […] (Nr. 1211)
Heute ließ mich der Herr innerlich sehen, dass Er mich nicht verlassen wird. Er ließ mich seine Herrlichkeit und Heiligkeit erkennen, aber gleichzeitig Seine Barmherzigkeit mir gegenüber […] (Nr. 1406)
Gottes Barmherzigkeit ist stärker als unser Elend. (Nr. 1507)
Dr. habil. Stanislaw Witkowski, Salettinerpater, studierte am Biblischen Institut in Rom. Er lehrt das Neue Testament an der Päpstlichen Universität Johannes Paul II. in Krakau. Bekannt auch durch viele Exerzitien in Klöstern und Pfarreien.